Die Kelten, Geschichte und Mythologie.
oder
Das Volk, das aus dem Dunkeln kam.


Vor tausenden von Jahren tauchte wie aus einem Nebel ein Volk auf das die Welt verändern sollte. Ihre Herkunft war und liegt noch heute im Dunkeln. Das Volk, das von den Römern "Galli", von den Griechen "Galatai" oder "Keltoi" genannt wurde, was soviel bedeutet wie "Die Erhabenen" oder "Die Tapferen" ist uns heute unter der Bezeichnung "Kelten" bekannt. Die Kelten sprengten alle Vorstellungen der antiken Welt von dem, was menschlich schien. Ihr Anblick, so schrieben die Griechen, war furchterregend und sie bezeichneten sie als Babaren, was aber für die Griechen und Römer jeder war, der nicht griechisch/römischer Abstammung war.

Die keltische Kultur

Quer über Europa erstreckte sich das keltische Kulturgebiet:



Doch was genau ist eigentlich die Keltische Kultur?
Man unterscheidet zwei wesentliche Epochen bei den Kelten:

Die Hallstatt-Kultur um 800-400 v. Chr. (Bronzezeit)
Diese Kultur zeichnet sich vor allem darin aus,
dass die Toten in sogenannten Urnenfeldern begraben wurden.
Die La-Tène-Kultur ab ca. 450 v. Chr. (Eisenzeit)
Diese Kultur orientiert sich nach der Ähnlichkeit in der Herstellung von Schmuck und Waffen.

Zeittafel


Die keltische Gesellschaft
Die Kelten besaßen unter dem Stammeskönig oder -häuptling privilegierte Klassen von Adligen, Kriegern und Personen, die sich durch besondere Fähigkeiten auszeichneten (Priester, Seher, Handwerker, Barden), wobei das Druidentum vermutlich hauptsächlich auf die Britischen Inseln und Gallien beschränkt war. Die Handwerker stellten sowohl alltägliche Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände her, als auch einen Teil des Schmucks, den keltische Männer anlegten, um ihren hohen Rang und Reichtum zu unterstreichen.
Daneben gab es noch weitere gesellschaftliche Unterteilungen: zum Beispiel Altersgruppen, in die die Knaben bei Erreichen der Männlichkeit eintraten. Künftige Krieger desselben Alters verbrachten so wohl einen Großteil der Zeit miteinander.
Die keltischen Gesellschaften bestanden meist aus kleinen Substämmen, bei denen es sich um Verwandschaftsgruppen (Großfamilien und Clans) samt Gefolge und Abhängigen handelte. Diese Substämme schlossen sich zu den großen Volksstämmen zusammen, die jedoch ständig auseinander brachen und sich in Abhängigkeit von den politischen Umständen neu formierten.
Die Stämme wurden von Königen oder Anführern regiert, wobei wichtige Entscheidungen von der Volksversammlung aller freien Männer des Stammes getroffen wurden. Ebenso gab es einen aus mehreren hundert Adligen bestehenden Rat (von Cäsar "Senat" genannt), bei dem ein Großteil der Macht ruhte. Die gesellschaftliche und politische Identität galt mehr der Verwandtschaft und Lebensgemeinschaft als einem bestimmten Territorium.

Menschen und Bevölkerung
In der Eisenzeit waren Gallien und Britannien stark besiedelt, man schätzt die Bevölkerung Britanniens auf etwa 2 bis 3 Millionen und die Galliens auf 6 bis 8 Millionen.
Den klassischen Quellen zufolge waren die Kelten großgewachsen und hellhäutig.
Ihre Kleidung war meist farbenfroh und bestand aus Wolle oder Leinen, die Reichen benutzten manchmal auch importierte Seide. Es wurde viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild gelegt:
"[...] aber sie sind alle gleich gepflegt und sauber, und in jenen Landstrichen [...] sieht man keinen Mann und keine Frau, selbst unter den Armen, ungepflegt und in Fetzen von Lumpen wie anderswo." (Ammianus Marcellinus, "Römische Geschichte", 15,12,1).

Die Männer
Die Männer hatten sich weitgehendst rasiert, trugen aber einen stolzen Schnurrbart. Die Männer wuschen ihre Haare mit Kalk, so dass diese besser abstehen und etwas wilder aussahen. Die Briten malten sich sogar noch blaue Muster auf den Körpern. Die Iren (Scoten) hatten karierte Muster auf ihren Umhängen. Die Umhänge wurden meist mit einer bronzenen Fibel ähnlich einer Sicherheitsnadel zusammengehalten. Bei den Männern waren Schmuckstücke beliebt, vor allem Armreife und reich verzierte Fibeln. Eine besondere Erwähnung verdienen die Halsspangen, die oft nicht aus Edelmetall, sondern aus Eisen angefertigt waren und möglicherweise als Rangabzeichen oder Statussymbol dienten oder sogar religiöse Bedeutung hatten; man weiß, daß sie den Göttern geweiht wurden.

Die Frauen
Auch die Frauen waren recht ansehnlich gekleidet. Behängt mit Schmuck, und als besonderes Zeichen galt der Fußreif und der Halsreif. Sie trugen geradezu die keltische Schmiedekunst wo immer es ging, an der Kleidung, in den Haaren oder eben am Körper.
Die römischen und griechischen Frauen beneideten die keltischen Frauen und dies nicht nur um des Schmuckes wegen, sondern auch weil diese den Männern nahezu gleichgestellt waren und nicht selten auch Kriegerinnen waren. In Rom wurde es sogar zur Mode, wie die britannischen Frauen herumzulaufen, diese nämlich hatten bereits schon kleine Kosmetiktöpfchen und bemalten ihre Gesichter. Die Schönheit und der Mut der keltischen Frauen hatte sich in der ganzen antiken Welt herumgesprochen.
Die keltischen Adelsfrauen besaßen einen hohen Status und großes Ansehen. In der Politik konnten sie offen eine Rolle spielen und errangen manchmal sogar große politische Macht. Sie besaßen einen großen Stolz und ein persönliches Ehrgefühl, das für jede Beleidigung oder Verletzung Rache verlangte.
Die Aufgaben der Frau waren wahrscheinlich nicht nur auf die Arbeit im Haus und auf Tätigkeiten wie z.B. Stoffweben beschränkt, sondern sie haben vermutlich viele handwerkliche Tätigkeiten wie Töpfern, Korbflechten und Lederverarbeitung ausgeübt und auch bei der Nahrungsmittelerzeugung mitgewirkt. Auch Priesterinnen gab es.

Die keltische Kunst
Das, was heute als keltische Kunst bezeichnet wird (vor allem Metallgegenstände), ist meist im "La-Têne-Stil" gefertigt, welcher als eine der größten Hinterlassenschaften des prähistorischen Europa gilt.
Der weitgehend abstrakte Stil der geschwungenen Linien erscheint vielen Menschen der Neuzeit fremder und geheimnisvoller als z.B. die griechischen Statuen und römischen Mosaiken. Die keltische Kunst erfuhr in den nachrömischen Jahrhunderten eine bemerkenswerte Wiederbelebung, besonders in Irland und Großbritannien.
Dem La-Têne-Stil ging die Hallstatt-Kunst voraus, meist Ton- und Metallarbeiten mit einfachen geometrischen Mustern wie Zickzack-Leisten und Querbänder, seltener Tier- und Personendarstellungen.
Im Gegensatz zu der griechischen und römischen Kunst waren die Stücke der La-Têne-Kunst weitgehend transportabel. Am stärksten konzentrierte sie sich auf Gegenstände des persönlichen Gebrauchs wie Schmuck, Spiegel, aufwendig gefertigte Waffen sowie Pferdegeschirre und Fahrzeugbeschläge, schmückte aber auch aristokratische Festveranstaltungen. Zum größten Teil diente sie wahrscheinlich dazu, an einer Person oder ihrer unmittelbaren Umgebung zur Schau gestellt zu werden und den Reichtum und Geschmack ihres Besitzers zu zeigen.


Grundzüge keltischer Religion und Mythologie
Wie auch von den Germanen Mitteleuropas ist von den auf dem Festland siedelten Kelten kaum schriftliches Zeugnis überkommen. Allerdings lassen Mythologie und Sagenwelt der Inselkelten manchen Rückschluß zu, weiteres liefern antike Autoren Roms und Griechenlands sowie archäologische Funde. Wichtige Quellen für England sind die Sagen von Tristan und Isolde, Arthur und Gral und die Mabinogion der Waliser, durch die viele alte Gottheiten hindurchschimmern.
Im Groben läßt sich ein polytheistischer Glauben mit zahlreichen Gottheiten ausmachen, deren Wirkung und Umgang mit dem Menschen eine selbstverständliche tägliche Erfahrung war, wie sie auch die Völker des Mittelmeerraums kannten. Ihre Götter ähnelten in vielen den olympischen, waren dem Menschen ähnlich gedacht mit allen Stärken und Schwächen, die diesen auszeichneten. Doch dürften sich diese Vorstellung erst in Kontakt mit der griechisch-römischen Welt entfaltet haben.
Viele Gottheiten waren als Dreiheit oder dreifache Gottheit gedacht. Vielfach konnten sie ihre Gestalt verändern, vornehmlich in Tiere. Wichtige Gottheiten sind der Himmelsgott Echu Oll-athair, der Kriegsgott Nuado Argat-lám, der Feuergott und Meister aller Künste Lug, die Göttin des Feuers und der Dichtung Brigit und andere mehr, daneben gab es zahlreiche Lokal- und Stammesgottheiten.
Um die Götter in ihrem Zorn zu beschwichtigen oder sie zu Wohltaten aufzufordern, wurden Rituale, Riten und Opfer nach bestimmter Vorschrift vollzogen. Überliefert ist, daß in Tempeln und Hainen der Priesterstand der Druiden oder Priesterinnen und Prieser der Vates, Weissager und Naturkundige, diese Aufgaben übernahm, ob auch privat gehuldigt wurde, ist nicht sicher, aber durchaus wahrscheinlich. Verzierungen an Häusern und Gegenständen sowie die sakrale Bedeutung der Gastfreundschaft und besonders Feste, die in Zügen bis heute erhalten sind, lassen diesen Schluß zu.
Außer Gottheiten existierten in der keltischen Mythologie zahlreiche andere Wesen, Alben, Zwerge, heilige Bäume, Steine und Quellen. Das Jenseits erreichte nach seinem Tod jeder Kelte, die Wiedergeburt wurde als selbstverständlich angenommen.
Ganz im Westen oder am Meeresgrund nahm man ein Land der Seligen an (Avalon). Dagegen war ein der christlichen Hölle vergleichbarer Strafort ebenso unbekannt wie eine Endzeit.
Der Zugang zu diesen Anderwelten war besonders zu bestimmten Jahreszeiten möglich, besonders zu Samhain in der Nacht zum 1. November wenn die Sommerzeit vom Winter abgelöst wird, ist die Abgrenzung sehr brüchig oder nur ein nebelhafter Schleier.

Die Druiden und Barden
Die Bezeichnung "Druide" kam vom keltischen Wort "dru" für "Eiche". So kann man sagen, dass die Druiden übersetzt "Die Eichenkundigen" waren. Ihre Funktion lag in der Organisation des gesellschaftlichen Lebens. Sie verbreiten religiöse Strömungen, sorgten aber auch dafür, dass diese Religionen eingehalten wurden. Sie waren zudem Berater der Adligen und verfügten über ein enormes Wissen über Heilkunde und viele andere Wissenschaften der damaligen Zeit. Ihr Wissen war geheim und durfte nur mündlich weitergegeben werden. Gemeinsam mit den Barden bewahrten sie die mündliche Stammestradition und -geschichte. Die Barden hatten außerdem in Gesängen die Großtaten des Adels zu verkünden.




Die Geschichte der Kelten

Es gab nie ein keltisches Reich oder einen keltischen Staat. Dafür gab es aber Stämme mit Fürsten bzw. Häuptlingen und in ihren Sagen ist auch von Königen die Rede. Diese Stämme waren untereinander nicht gerade selten zerstritten. So dienten Kelten im Heer der Römer und im Heer der Karthager, als Hannibal mit den Elefanten die Alpen überschritt. Sie waren gern Söldner für jeden, der sie anständig bezahlte. Und darin verstanden die keinen Spaß. So verloren die Karthager gegen die Römer, weil es den Römern gelang, den keltischen Söldnern mehr Gold anzubieten, als die Karthager. Wer nicht ordentlich zahlt, hatte eben keine keltischen Söldner mehr. Allgemein galten sie als ein sehr trinkfreudiges und wohl auch kriegerisches Völkchen, dass bei jeder Rauferei in der Antike gern dabei war, wenn dabei etwas Gold zu holen war. So jedenfalls steht es in den Überlieferungen der Griechen und Römer oft geschrieben.

Wehe den Besiegten! Die Zerstörung Roms
Ja, so ähnlich muss das gewesen, als ein paar keltische Jugendliche 387 v. Chr. sich sagten, warum gehen wir denn nicht mal dahin, wo das Leben tobt, also dahin wo auch die Schätze sind? Warum ziehen wir nicht in den reichen Süden Italiens und besuchen einfach mal die Römer?
Schließlich hatten die Römer kurz vorher in einer Schlacht die Kelten besiegt und das konnte man ja nicht auf sich sitzen lassen. Es kam wie es kommen musste. Der Handvoll entschlossener Krieger schlossen sich weitere Krieger an, es wurden immer mehr. Und dann standen sie bald auch vor den Toren Roms. Die Römer sind natürlich schlauerweise schon mal auf den Berg geflüchtet. Nur ein paar Alte blieben. Die Kelten bestaunten die Marmorstatuen der römischen Götter. Brennus, der Anführer, fragte dann gleich die römischen Alten: "Was sollen denn das für Leute sein?" "Unsere Götter" antwortete einer von den Alten. "Das sollen eure Götter sein?" Brennus nahm sein Schwert und zerschlug kurzer Hand die römischen Statuen. Er lachte sich eins. Götter aus Stein, tze. So etwas kannten die Kelten nicht. Sie hatten viel Erfurcht vor ihren Göttern. Ihre Götter waren echt und daher nicht aus Stein. Die Kelten belagerten Rom. Die Römer gaben mit der Zeit auf und wollten nur noch, dass die Kelten wieder abziehen. Diese aber forderten Lösegeld für die Stadt. Brennus soll mit falschen Gewichten das Lösegeld abgewogen haben. Als die Römer dagegen protestierten, warf er noch sein Schwert mit in die Waagschale und rief "Vae victes!" was auf Deutsch soviel heißt wie "Wehe dem Besiegten". An den Spruch sollten die Römer sich noch lange erinnern. Wären die Kelten in Rom geblieben, hätte es das römische Reich wahrscheinlich gar nicht gegeben, so wie auch schon die Etrusker im Norden Italiens aufhörten zu existieren. Die Römer nahmen sich vor, sich nie wieder von den Kelten erobern zu lassen, was ihnen auch gelang. Allerdings wurden sie von anderen barbarischen Stämmen dann doch wieder erobert, knapp 700 Jahre später von den Germanen.

Die Galater, Delphi und Ankyra
Um 279 v. Chr. griffen die Kelten im Osten Europas an. Diesmal ging es gegen Griechenland. Anfangs wurden sie von den Griechen ins Land gerufen. Nun aber war das hellenische Reich zerfallen. Die Kelten fühlten sich offenbar von einigen griechischen Fürsten betrogen. Es kam mal wieder zur typisch keltischen Keilerei und schon wieder hieß der Heerführer der Kelten "Brennus". Fast wäre Delphi, die alte griechische Stadt des Orakels, in die Hände der Kelten gefallen. Obwohl die Griechen den Kelten schwer zusetzten, konnten sie die Kelten nicht besiegen, nur verdrängen. Statt dass die Kelten dann wieder zurück in das keltische Gebiet gingen, zogen sie einfach weiter nach Süden ins heutige Anatolien. Dort sind die natürlich auch mehrmals durch ihre Raubzüge unangenehm aufgefallen. Aber anders als die westlichen Kelten waren die Galater weitaus organisierter. Als Galatien zur römischen Provinz im 25 v. Chr. wurde, war es bereits ein eigener Staat. Die heutige Hauptstadt der Türkei, Ankara (Ankyra), wurde seinerzeit von den Kelten gegründet. Die Galater waren übrigens auch die ersten nicht-jüdischen Christen, lange bevor das Christentum nach Rom kam.

Vercingetorix und der gallische Krieg
Julius Cäser führte die Römer 300 Jahre nach der Zerstörung Roms durch Brennus, 58-52 v. Chr., noch einmal gegen die Kelten. Er schrieb sogar ein Buch darüber, das die Latein-Schüler im Unterricht noch heute durchnehmen: "Bellum Gallicium" oder auf Deutsch: "Der Gallische Krieg".
In der letzten Schlacht bei Alesia konnte er dann die Gallier unter der Führung des Vercingetorix nach langer Belagerung schließlich besiegen. Vercingetorix war schon bei den Galliern ein Volksheld, da er den Römern ordentlich Widerstand leistete und der ihnen auch das Fürchten lehrte. Er blieb es auch für die heutigen Franzosen und ist das Vorbild von der berühmten Comic-Figur Asterix, dem Gallier. Mit der Niederlage der Gallier erstarkte Rom und sollte zu einer Weltmacht anwachsen, die später den gesamten Mittelmeerraum beherrschte.



Boudicca und die letzte keltische Revolte
Caligula, der 4. Cäsar in Rom, behauptete, dass er Britannien erobert hätte. Doch das war unter uns gesagt nur Prahlerei. Als er die römischen Legionen zum Einschiffen für die Überfahrt nach Britannien befahl, sind die meisten aus Angst gar nicht erst erschienen. Wovor hatten sie eigentlich Angst? Dies beschrieb einmal ein römischer Feldherr anlässlich der Eroberung der britischen Insel Isle of Man. Es waren die keltischen Frauen, die die Römer am meisten fürchteten. Eine davon sollte um 61 n. Chr. noch einmal die Kelten gegen Rom anführen, die Kriegerkönigin Boudicca. Sie rief alle barbarischen Völker, die Picten im Norden Britanniens, die Scoten in Irland und sogar die Germanen im Osten auf, die Römer wieder zurück in ihr Rom zu schicken und das römische Weltreich zu zerstören. Fast gelang ihr das auch. Sie konnte die Römer tatsächlich aus Britannien zurückdrängen.
Doch das mit den Germanen war keine gute Idee, denn nebst Römern und Griechen waren auch die Germanen nicht gerade Freunde der Kelten, obwohl die eigentlich ja auch irgendwie ein wenig keltische Kultur hatten, aber eben nie selbst Kelten waren. Die Ausdehnung der Germanen vom Nordosten Europas her nach Westen und die Ausbreitung des römischen Reiches vom Süden her ließen das keltische Gebiet immer kleiner werden. Bis es ganz aufhörte zu existieren. Nur in Irland und Wales konnten die Kelten sich noch etwas behaupten, aber nach den Römern kamen die Germanen und mit ihnen kam das Christentum, und da zum Kelte-Sein eben auch keltische Lebensgewohnheiten gehörten, die aber gar nicht mit dem Christentum zusammenpassten, war es nur noch eine Frage der Zeit.
Es ist viel geblieben von den Kelten. In Irland und Wales spricht man noch gälisch. In Frankreich kräht stolz das nationale Symbol, der gallische Hahn. Und von den keltischen Schiffen übernahm man die Gallionsfiguren, die bei den Kelten eigentlich keine Figuren waren, sondern Druiden, die die Geister des Meeres und Windes beschwörten. Auch der Wein wird immer noch "gekeltert" und vieles, was man im Mittelalter unter Hexenkult verstand, war eigentlich nichts anderes als keltische Bräuche, wie z.B. die Sache mit den Heilkäutern. Und so barbarisch waren die Kelten eigentlich auch nicht, wie sie die Römer und Griechen beschrieben, wobei die Griechen noch mit barbarisch nichts anderes meinten, als nicht-griechisch-sprechen. Immerhin lernten sie von den anderen Völkern, wo sie nur konnten, z.B. wie man mit Eisen und Bronze umgeht. Viele dieser alten keltischen Siedlungen gibt es auch heute noch, wie etwa Paris, Mailand oder Ankara.

Das Schicksal der Kelten
Im 5. Jahrhundert v. Chr. brach eine Zeit der Umwälzung über die keltische Welt herein. Soziale Unruhen, Bevölkerungswachstum, möglicherweise auch eine Klimaverschlechterung vertrieben große Teile der Gesellschaft aus ihren mitteleuropäischen Stammländern und ließen sie südwärts nach Italien und ostwärts nach Griechenland und Kleinasien wandern. Ihre Kriegstaten spiegeln sich in den schriftlichen Überlieferungen der mediterranen Völker, mit denen sie kollidierten. Rom fiel ihnen zum Opfer, das heilige Delphi wurde angegriffen. Diese Kriegerscharen waren allerdings den Bürgerarmeen Griechenlands und der Macht Roms auf Dauer nicht gewachsen. Über die Alpen zurückgedrängt, sollten die Kelten im späten 1. Jahrhundert v. Chr. eine noch folgenschwerere Niederlage erleiden.
Das Schicksal ließ die Kelten zwischen neue Barbarenmächte - die Germanen im Norden und die Daker im Osten - sowie die modernen, schlagkräftigen Legionen Caesars geraten.
Das keltische Europa fiel unter römische Herrschaft, seine Identität ging im Schmelztiegel des Kaiserreichs unter. Die gallo - römische Kunst, ein neuer Mischstil, war die kulturelle Frucht dieser Unterwerfung. Militärischen Ruhm erlangten gallische Krieger von nun an nur noch als Hilfstruppen in römischen Diensten.
Aus den alten Eroberern - einst der Schrecken Europas - waren Unterworfene geworden.